Es ist nicht genug zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun. |
Goethe in Rom, Aquarell von Joh. H. Wilh. Tischbein |
Der Mensch ist durch seine Natur und durch die Natur der Dinge zu verschiedenen Schicksalen bestimmt; Lust und Schmerz, Glück und Unglück in ihren höchsten Graden sind ihm gleich entfernt und gleich nah. Von dem Übeln, von dem Guten ist ihm, wenn ich es so nennen darf, ein Vorahndung gegeben, die zugleich innigst mit der Kraft verbunden ist, die Bürden des Lebens auf sich zu nehmen und zu tragen. Jede Seele wird, in dem Gang der Tage, zu dem, was ihr bevorsteht, mehr oder weniger zubereitet, so daß ihr meistens das Außerordentliche wenn es vorkommt, besonders sobald die ersten Augenblicke der Überrschung vorrüber sind, gewöhnlich bekannt und erträglich scheint; und ob ich gleich nicht leugnen will, daß viele, bei unvermutetem Glück und Unglück, sich sehr ungebärdig stellen, so finden wir doch auch, daß manche, denen wir sonst die Stärke der Seele nicht zuschreiben können, ein seltnes Glück mit Gleichmut und ein hereinbrechendes Unglück mit Gelassenheit auf sich nehmen. Wir sehen oft Menschen, die durch nichts außerordentliches bezeichnet sind, Schmerzen, Krankheit, Verlust der Ihrigen, mit stiller Standhaftigkeit ertragen, und selbst dem eigenen Tode als etwas bekanntem und notwendigen entgegen gehe. Daß die Vorahndung des Guten bei allen Menschen, mit dem Wunsche es zu besitzen, verbunden sei, ist natürlich, und fällt bald in die Augen, daß aber auch der Mensch eine Lüsternheit nach dem Übel, und eine dunkle Sehnsucht nach dem Genusse des Schmerzens habe, ist schwerer zu bemerken, mit anderen Gefühlen verwandt, unter anderen Symptomen verhüllt, die uns leicht von unserer Betrachtung abführen können. Es ist lange gesagt worden, daß der gleichgültige Zustand derjenige sei, dem der Mensch am meisten zu entfliehen suche. .... (S. 91/92)Es lassen sich Unmengen gleichguter Zitate anführen. Leider habe ich aber keine gescheite digitalisierte Fassung gefunden, die einem das Zitieren erleichtert. Weil das nun so ist, werde ich den Text selber digitalisieren. Das dabei notwendige Prüflesen schadet schließlich auch nicht - umso besser lernt man den Text kennen. Es wird allerdings einige Zeit dauern. Ich habe die "schlichtest-denkbare" HTML-Version zur Darstellung gewählt. Unten folgen die Links.