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"Mein bester Freund" von Patrice Leconte

"Mein bester Freund" von Patrice Leconte, Frankreich 2006, 90 min

Hauptdarsteller: Daniel Auteuil, Dany Boon

In dieser Komödie wird ein eigentlich ernstes Thema charmant abgehandelt: Wie kann Freundschaft gelingen, in einer Welt, die Konkurrenz für das "non plus ultra" hält? Kann sich ein Egozentriker wandeln und Interesse für seine Umwelt zeigen, ja sogar einen "Busenfreund" gewinnen? Nach Betrachten diesen Films kann man getrost mit "ja" antworten.

Der Antiquitätenhändler Francois wird bei einem Essen mit Bekannten von seiner Geschäftspartnerin zur Rede gestellt: Sie hat sich kurz zuvor sehr über ihn geärgert, weil er nach der Teilnahme an einer Trauerfeier kurz entschlossen eine uralte, wertvolle griechische Vase ersteigert hat. Das passt weder zu seinen Sammelgebieten noch zu dem finanziellen Spielraum der Galerie. Francois hat sich von seiner Teilhaberin einfach nicht bremsen lassen und so wird das Geschäftskonto bald mit 200 000 Euro plus Auktionsgebühren in beträchtlicher Höhe belastet werden. Es fehlt nicht viel und sie würde ihn vor aller Welt als verrückt hinstellen. Angeheizt wurde die Ersteigerung durch drei sehr interessierte Mitsteigerer, wobei der passionierte Sammler griechischer Vasen Francois nach seinem "Sieg" bitterböse anschnauzt: er habe die Vase nicht verdient. Als Fernsehproduzent von Quizsendungen scheint er sehr gut zu verdienen, denn sonst könnte er sich keine private Antikensammlung zulegen. Francois könnte möglicherweise die Kurzbeschreibung der Vase durch den Auktionator zum Kauf animiert haben: ein Mann hat seinen besten Freund verloren und lässt zu seinem Andenken eine Vase mit Motiven aus der griechischen Mythologie bemalen: Patroklos, der von seinem Freund Achill betrauert wird, als er im Verlauf des Trojanischen Krieges ums Leben kommt. Der Auftraggeber ist so traurig, dass er die ganze Vase bis zum Rand mit seinen Tränen fülllt.

Die Geschäftspartnerin zahlt Francois seine Unberechenbarkeit heim, indem sie ihn auffordert, in 10 Tagen zu beweisen, dass er einen Freund habe. Sie kennt ihren Pappenheimer genau und weiß einfach, dass er überhaupt keinen Freund hat. Francois, der sich anscheinend über das Phänomen Freundschaft noch nie Gedanken gemacht hat, willigt unvorsichtigerweise ein. Die Vase soll demjenigen gehören, der aus der Wette als Sieger hervorgeht. Daß Francois nicht gerade ein Wunderknabe des Taktgefühls ist, konnte man schon zu Beginn des Films feststellen. Er findet es in Ordnung, sein Beileid für die Witwe seines verstorbenen Kunden in einem Atemzug mit einem Sammelstück zu nennen, das er für seine Galerie ankaufen möchte. Die betrübte Witwe lädt ihn sogar dazu ein, besagte Kommode in den nächsten Tagen zu besichtigen, schaut ihm dann aber doch leicht abschätzig nach.

Die folgenden Tage wird der Zuschauer mit den törichten Versuchen des Protagonisten bekannt gemacht, einen Freund dingfest zu machen, natürlich nur, um die Wette zu gewinnen. Für seinen Mangel an zwischenmenschlichem Fingerspitzengefühl könnte er vermutlich einen Oskar gewinnen. Im Buchladen, wo er diskret einen Band mit dem Titel: "Wie man Freunde gewinnt" erwerben möchte, muss er erleben, dass sein Anliegen von einer Ecke zur anderen laut gerufen wird. Er besucht ein Seminar, wo ein Redner einen Vortrag über Freundschaft hält. Alle ZuhörerInnen sind solo gekommen. Ein sehr hässlicher Mann mit idiotischer Miene schildert Francois unaufgefordert seine vielen vergeblichen Versuche, der Einsamkeit durch Freundschaftsbande zu entfliehen. Nach dem Vortrag bietet er Francois im strömenden Regen seinen Schirm an, der aber verzichtet dankend, als er in das tumb grinsende Gesicht schaut. Auch ein "befreundeter" Antiquitätenhändler lässt es nicht zu, dass er von Francois als dessen Freund tituliert wird: ihre Beziehung sei rein geschäftlicher Natur und auch oft unangenehm.

Nun folgen die Versuche, die von dem Taxifahrer Bruno kommentiert werden, da sich Francois nicht darüber im Klaren ist, wieso er so wenig Anklang bei seinen Mitmenschen findet:

Beide freunden sich wirklich etwas an, gehen zusammen zum Fußballspiel, geraten auf der Tribüne in Fahrt, fahren bei der Rückkehr Metro. Als sie auf einen Pulk von gegnerischen Fans treffen, ist Bruno zuerst "scheißfreundlich", schimpft dann plötzlich los "Ihr Wichser"; danach flüchten sie aus der Metro, rennen um ihr Leben. Solche Erlebnisse schweißen natürlich zusammen. Bruno ist für Francois inzwischen viel mehr als ein Taxifahrer und Francois natürlich auch viel mehr als ein Kunde von Brunos Fahrkünsten. Bruno ist der Sympathische in diesem Gegensatzpaar, er hat für jeden ein gutes Wort: "Sie bekommen sofort Kontakt, sogar zu Fremden" wundert sich Francois.

Bei einem Besuch bei Brunos Eltern in der Pariser Vorstadt erfährt Francois Neues von Brunos Eltern: Bruno war verheiratet, doch sein bester Freund hat ihm die Frau ausgespannt und ist mit ihr verschwunden. Nach dieser großen Enttäuschung hat er sich wieder enger an seine Eltern angeschlossen, isst häufig bei ihnen. Sein Hobby, die "Vielwisserei" möchte er endlich auch mal in einer Quizsendung angbringen und ist deshalb oft bei Castings. Bei der Beantwortung der Fragen ist er jedoch so nervös, dass ihm das gesuchte Wort partout nicht einfällt; er redet nur um den Begriff herum und vermasselt sich jedes Mal die Chance auf einen Fernsehauftritt. Bruno nervt regelrecht seine Kollegen, wenn er sich bei jeder Gelegenheit als Lehrmeister aufspielt. Ein weiteres Ventil, um sein Wissen an den Mann zu bringen, sind die Fahrgäste, die er wie bei einer Stadtführung auf Sehenswürdigkeiten hinweist.

 


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Gestaltet von Elke Konstandin-Hassforther. Letzte Änderung: 31.12.2007
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