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Filmkritik: "Angel" von Francois Ozonen

"Angel" von Francois Ozon, Frankreich 2006, 119 min, Film nach Romanvorlage

Der Film handelt vom traumhaften Aufstieg eines in ärmlichen Verhältnissen lebenden Mädchens zur gefeierten Romanautorin. Schon zu Beginn des Films löst sie sich von der Gruppe der Schulmädchen, um einen Blick ins Paradies zu erhaschen, wobei es sich hier ganz irdisch um einen so genannten Landsitz neugotischen Stils handelt. Mit großen Augen verfolgt sie die Abfahrt des Zweispänners in der verschneiten Landschaft. Insgeheim wohnt sie bereits dort, jedenfalls in ihren Träumen. Auch in der Schule, als sie aufgefordert wird, ihren Aufsatz vorzulesen, verfehlt sie grandios das Thema "Mein Zuhause". Von der säuerlichen Lehrerin wird sie barsch auf den Boden der Realität zurück befördert: die gewünschte Beschreibung der elterlichen Wohnung hätte die Behausung oberhalb des Lebensmittelsladen der Deverells sein sollen.

Die Mutter von Angel steht in dem Ruf, den Laden ganz großartig zu führen; sie ist eine geradlinige Person, die Angels Lügen über ihre angebliche adlige Abkunft von väterlicher Seite streng verurteilt. Gemeinsam mit der Tante, die oft zu Besuch kommt, überlegt sie, ob Angel als Dienstbote in "Paradise" arbeiten könnte, was den drohenden Rausschmiss aus der Schule gut kaschieren könnte. Angel, die das Gespräch belauscht, lehnt dies strikt ab. Sie denkt sich ihren ersten romantischen Liebesroman aus. Sobald sie "The End" darunter schreiben kann, verpackt sie ihr Werk und schickt es an Verlage. Gespannt wie eine Katze sitzt sie dann am Fenster und wartet auf eine positive Antwort. Ermattet vom langen Warten liegt sie im Bett, da überreicht ihr ihre Mutter einen Brief aus London: ein Verleger bittet sie um ein erstes Treffen, da er ernstlich erwägt, das zugesandte Manuskript als Buch zu veröffentlichen. Schwungvoll macht sie sich auf den Weg aus ihrem langweiligen Provinzkaff in das atemberaubende London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Außer ein paar Kleinigkeiten hat der Verleger nichts auszusetzen, aber Angel möchte keine Zeile ändern und entfernt sich entrüstet. Der Verleger sucht sie am Bahnhof, akzeptiert nun eine gänzlich "authentische" Veröffentlichung. Sie verbringt den Abend in seinem Haus, isst ohne Tischmanieren, lümmelt angetrunken auf dem Sofa, während die "Grande Dame" des Hauses (Charlotte Rampling) einige Klavieretüden zum Besten gibt. Nach diesem Abend werden die beiden Frauen wohl nie Freundinnen werden.... außerdem hat sich der ältere Verleger in den jugendlichen Charme der Jungautorin verliebt, was seine Gemahlin natürlich sofort fühlt, jedoch taktvoll verschweigt.

Die literarischen Erfolge häufen sich, der Verleger kann sich über den stetig wachsenden Ruhm seines besten Zugpferdes freuen und die erste Bühnenadaption ihrer Romane wird ebenfalls frenetisch beklatscht; aufgrund ihrer Anmut, Grazie und kindfraulichen Anziehungskraft ist sie der absolute Publikumsliebling. Bei einer dieser Galabuchvorstellungen lernt sie den Maler Esmé und seine Schwester kennen, die ab jetzt lebensbestimmend für sie sein sollen. Die Schwester wird bald ihre Privatsekretärin auf dem Landsitz "Paradise", das sich Angel jetzt locker leisten kann. Diese Frau, die Angel verehrt und wahrscheinlich auch heimlich leidenschaftlich liebt, tippt die Manuskripte mit Interesse ab. Sie ist selbst auch schriftstellerisch tätig, jedoch ohne die genialen Einfälle, die Angels Arbeiten zum Bestseller machen.

 


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Gestaltet von Elke Konstandin-Hassforther. Letzte Änderung: 31.12.2007
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