Aus der Sektion "Halb- und Unregelmäßige", 4-2003

Aktuelles Verhalten von Rho Cas

Im letzten Sektionsbericht (BAVR 1/2003) wurde auf den Medienrummel verwiesen, den Rho Cas nach der AAS-Tagung im Januar 2003 erntete. Es war vorherzusehen, dass dieser Rummel nur von kurzer Dauer sein konnte, denn der Lichtwechsel von Rho Cas ist alles andere als spektakulär - ganz im Gegensatz zu den Eigenschaften des Sterns selber -, und auf Kommando wird auch kein neuer Ausbruch stattfinden. Immerhin haben durch diesen Rummel angeregt auch einige BAV-Beobachter Rho Cas in ihr Beobachtungsprogramm aufgenommen. Visuelle Beobachtungen waren dieses Jahr aber wenig ergiebig, da die Amplitude wenig mehr als 0,3 mag betrug. Im Januar habe ich ein kleines Weitwinkel-CCD-Beobachtungsprogramm aufgenommen, u.a. für Rho Cas. Ich arbeite mit einem normalen Fotoobjektiv mit 50 mm Brennweite und einer betagten Starlight SX. Ein Astronomik-Grün-Filter in Kombination mit dem Sony-Chip ergibt eine recht brauchbare Näherung an den V-Bereich.

Rho Cas, Lichtkurven

Abbildung 1) Rho Cas: links meine CCD-Beobachtungen, rechts eine modifizierte AAVSO-Abbildung

Die resultierende Lichtkurve (in der Abbildung 1 links) zeigt wenig spektakuläres: Vom Januar bis zum Frühjahr hat die Helligkeit abgenommen, blieb den Sommer über nahezu konstant, und erst bei der letzten Beobachtung (Anfang November) ist wieder eine Helligkeitszunahme zu sehen. Wieviel von der vorhandenen Streuung tatsächlich am Stern liegt, ist schwer zu sagen. Immerhin ist der Bedeckungslichtwechsel des Nachbarn V373 Cas leicht nachzuweisen, bei nur 0,08 mag Amplitude, also dürften auch die Rho-Cas-Werte auf einige Hundertstel mag genau sein.

In der rechten Abbildung ist mein Beobachtungszeitraum eingezeichnet in eine von der AAVSO adaptierte und stark modifizierte Abbildung. Der dünne Bogen am Ende: das sind die mit einigen Aufwand in den letzten 300 Tagen erzielten CCD-Werte. Man sieht: 300 Tage sind ein sehr, sehr kurzer Zeitraum für diesen Stern. Rho Cas muß auf Jahre hinaus beobachtet werden.

Projekt RV-Tauri-Sterne: TT Ophiuchi

TT Oph, ein RV-Tauri-Stern mit einer Periode von rund 61 Tagen, wird seit 1996 in jeder Sommersaison von Eckhard Born beobachtet. Bisher habe ich die Werte aus sechs Lichtkurvenblättern (= Jahren) abgelesen, sprich "digitalisiert". Das Jahr 1996 liegt mir leider nicht als Lichtkurvenblatt vor, aber sicherlich bald als Scan. Ein Blick auf die Gesamtlichtkurve (Abbildung 2) aus 305 Schätzungen dieses Zeitraums zeigt, dass die Höhe der Maxima nahezu gleich bleibt, aber die Tiefe der Minima zwar wenig, aber noch leicht erkennbar variabel ist. Deutlicher wird dies, wenn man sich die Jahre mit den beiden unterschiedlichsten Lichtkurven anschaut: 1997 und 2000 (Abbildung 3).

TT Oph, 1997-2002
Abbildung 2) TT Oph, Beobachtungen von Eckhard Born 1997 - 2002

TT Oph, 1997 und 2000
Abbildung 3) TT Oph - unterschiedliche Lichtkurven in den Jahren 1997 und 2000

Im Jahr 1997 zeigt TT Oph eine typische RV-Tauri-Lichtkurve mit Hauptminimum, Hauptmaximum, Nebenminimum und Nebenmaximum. Im Jahr 2000 dagegen sind Haupt- und Nebenminimum bzw Haupt-und Nebenmaximum kaum zu unterscheiden. Seit 2001 zeigt TT Oph wieder wie vorher einen typischen RV-Tau-Lichtwechsel.

Eine Periodensuche ergibt wie erwartet einen Wert nahe dem des GCVS: 60,79 Tage im Unterschied zu 61,08 Tagen. Reduziert man alle Werte mit diesen Wert auf einen Zeitraum (Abbildung 4), so werden die unterschiedlichen Minima-Tiefen bei annähernd gleichhohen Maxima besonders deutlich. Allerdings hängt das zusätzlich mit einer weiteren Eigentümlichkeit von TT Oph zusammen: dem häufigen Wechsel zwischen Haupt- und Nebenminimum.


Abbildung 4) TT Oph, Beobachtungen 1997-2002 reduziert mit P=60,79d

Diese weitere Eigentümlichkeit erschließt sich deutlich erst, wenn versucht wird, die Epochen der Hauptminima in eine klare Epochenreihenfolge zu bringen. Demnach hat TT Oph im kurzen Zeitraum von sechs Jahren mehrfach eine Vertauschung der Haupt- und Nebenminima erlebt. Bei keinem der bisher vorgestellten RV-Tauri-Sterne ist dieses Phänomen so häufig.


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Gestaltet von Béla Hassforther. Letzte Änderung: 23.11.2003
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