Home, Astronomie, Kunst, Pforr-Index, Literatur, Musik

Gedichte von Franz Pforr

(Frankfurt a.M., Stadt- und Universitätsbibliothek, Nachlaß J.D.Passavant)

(An die Kunst)
An Ludwig Vogel
Die Auferstehung Christi
Die Nacht bedeckte mich mit ihrem Grauen
Der Tod
(Liebesklage)


(An die Kunst)

Du Himmels Jungfrau, edle Kunst,
wie bist du hold und schön.
Wie freu' ich mich durch deine Gunst
dir auch einst nachzugehn.

Ein kleiner Kreis begleitet dich
Von Männern her und groß,
Du trugest alle mütterlich
in deinem reinen Schoß.

Mit seinem Engels Angesicht
Steht Rapahael bei dir,
Mit starkem Aug' schaut er dein Licht
[...] für und für.

Auch Dürer, dem der Eichenkranz
war seiner Mühe Lohn
Mit Holbein, der den Totentanz
gemalt, dein echter Sohn.

Und jeder Deutsche stehet da,
dem's Herz im Busen schlug,
Und jeder Welsche ist dir nah,
der Glut im Herzen trug.

Du liebe edle, reine Magd,
Ach neig' dich auch zu mir,
Gib daß es einmal in mir tagt
Und ich einst komm zu dir.

Du kennst den dir ergebnen Sinn
der alles für dich tut
der von sich weist jeden Gewinn
der nicht in dir selbst ruht.

Wie ekel dünkt mich alle Lust
Und Freude dieser Welt
Nach dir nur drängt sich meine Brust
Und nicht nach Gut und Geld.

Was sind die Großen dieser Zeit
Was ist ihr Schein und Glanz
Was ihre Lust und Herrlichkeit
Ihr Schmaus und Larventanz?

Für einen der die Kunst gefühlt
Ist alles leerer Tand
Er sieht nicht mehr was um ihn wühlt
Hat er sie nur erkannt.

Ach Himmels Jungfrau neige dich
Zu mir mit deinem Blick.
Zu deinem Dienste segne mich,
Ich fordre sonst kein Glück!

Heilige Jungfrau, Gottes Gebärerin
Gib daß ich fasse
Deine erhabene, liebliche, schöne
heilige Gestalt.


An Ludwig Vogel

(als er ihm am Weihnachtsabend, samt einem alten Holzschnittbuch, sein Zeichen - eine weiße Gemse auf blauem Felde gezeichnet - schenkte)

Die Gemse steht auf hoher Felsen (Zinken)
Und Blickt noch höher in das klare Blau.
Sie scheint voll Lust die reine Luft zu trinken
Die hier umströmt der schroffen Klippen Blau.
Ein unbekannt Gefühl tut sie beleben
Daß sie den höchsten Gipfel will erstreben.

Wie seltsam ist die Farbe dir gegeben
Die noch kein Aug' an dieser Tierart kennt.
Weiß ist ihr Bild, blank wie wir sehen schweben
den klaren Hesperus am dunklen Firmament.
Die Reinheit zeigts den edlen [...]
des größten Geistes allerhöchste Zierde.

Ein schönes Bild in jener edlen Reihe
Wo neben einem Kelch die Palme weht,
Und wo ein Auge weint voll Wehmut und voll Trauer,
Wo auch die Eul', der Weisheit Symbol steht,
Wo eine Schlang', gefaßt des Schweifes Ende,
fern dient der Wachsamkeit zum Sakramente.

Und unter diesem steht dein schönes Zeichen
Und legt dein edles Bestreben dar.
Du wirst gewiß den Gipfel auch erreichen
Und wie die Gemse feststehe immerdar!
Kein schöner Bild sah ich in meinem Leben
Drum sei es auch zum Beispiel dir gegeben.

Hör' meine Bitte, sollten wir uns scheiden
Und du ziehst heim in deine alte Schweiz
dann denke auch inmitten deiner Freuden
noch an den Totenkopf und an das Kreuz!
Wenn man von mir auch schon wird sagen:
Hier liegt der Bruder, der dies Bild getragen.

Und willst du dir den Freund nicht kränken,
So nimm dies Bild, s'ist kein Geschenk der Pracht
Und heb es auf zum steten Angedenken
An diese heilge segensreiche Nacht!
O möge Gott nur allen gnädig geben
Daß wir durch sie entblühn[?] zum schönern Leben
     Albrecht Mainstädter          (Franz Pforr)

Erklärungen:
Kelch: Bundeszeichen von Hottinger
Palme: Bundeszeichen von Overbeck
Auge: Bundeszeichen von Sutter
Hahn auf zum Ring gebogener Schlange: Zeichen von Colombo


Die Auferstehung Christi

Der Sohn der nur den Vater sah
der uns durch Liebe gar so nah
durch blinde Menschen umgebracht
liegt er in tiefer Grabesnacht,
tot liegt, tot liegt er da

Ach unsre Mitte ist nun leer,
Ein harter Grabstein drückt ihn schon
Er unser Vater[?] in Gefahr
Der selbst Sohn noch am Kreuze war
Er ist, er ist nicht mehr.

Noch sprach er sanft mit blassem Mund
Gemartert bis zum Tode wund
O Vater sieh die Schuld nicht an
Sie wissen nicht, was sie getan
So sprach sein sanfter Mund.

Und alle Juden sehn es gern
das man bewacht das Grab des Herrn.
Auf des Bandpflegers eigen Geheiß
Stehn sie anschauen mit Fleiß
Mit Lanz' und Morgenstern.

Man sieht an ihren trotzgen Gesicht
Daß Angst und Zittern sie kennen nicht,
Gewohnt gegen den Feind zu stehen
In der Feldschlacht zu stehen
Kennt die Furcht ihr nicht.

Was zittert, was erbleicht ihr?
Der Grabstein fährt mit Macht herfür,
Ein Blitz zerspaltet Deck und Knauf
Und lobend stehen Christen auf
In der Hand das Siegspanier.

Frohlockt, die Sünd' ist nun besiegt,
ihr Schreckensbild nun unterliegt,
Geöffnet stehn die Pforten weit
des Himmels ganzer Herrrlichkeit
Christus hat obsiegt.


Die Nacht bedeckte mich mit ihrem Grauen

1.
Die Nacht bedeckte mich mit ihrem Grauen,
Dunkelheit umfing mich ganz und gar.
Die Blicke wand ich scheu umher, zu schauen
das Gewißliche der drohenden Gefahr.
Ein Todesstoß durchbebte meine Glieder,
mein Mut sank immer mehr und mehr danierder.

2.
Und da verdoppelt rasch ich meine Schritte,
doch blieb ich bald an einer Grube stehn,
als jetzt aus der bedeckten Himmelsmitte
der blasse Mond schien still hervorzugehn.
Von Mauern sah ich rings her mich umfangen,
ich war auf einen Kirchhof eingegangen.

3.
Und einen Leichnam sah ich vor mir liegen,
sein Leichentuch vom Todesschweiß betaut,
der Schmerz stand noch auf seinen bleichen Zügen,
der Mund geöffnet noch vom letzten Laut,
und Blut erstarrte an den kalten Gliedern,
so gab das Leben ihn der Erde wieder.

4.
Da stand ich nun und starrte voll Entsetzen
auf diese schreckensvolle Grube hin,
"Wie kann ein Mensch sich dann noch glücklich schätzen"
so rief ich aus mit tiefbeklommnen Sinn.
"Ist uns denn nur das drückend schwere Leben
zu diesem jammervollen Schluß gegeben!

5.
Du Verblichener hast auch umsonst gerungen
nach deinem Glück mit regem Herz und Sinn,
doch alles ist wie leerer Schall verklungen,
als dich der Tod ins dunkle Grab riß hin,
und niemals siehst das Leben du je wieder!"
Laut weinend sank ich an der Grube nieder.

6.
Auf einmal schien der Himmel wie geteilt,
ein milder Strahl floß sanft auf mich herab,
mein banges Herz war pötzlich auch geheilet
von seiner Furcht vor Todesnot und Grab.
Und wie von Geisterarm kräftig gehoben
Wand ich den noch betrübten Blick nach oben.

7.
Ich sah von einer Glorie rund umflossen
das Zeichen aufgestellt zum Heil der Welt,
das Kreuz umwunden zart von Liliensprossen,
an dem den Sieg errang des Himmels Held.
Zwölf Sterne waren unten hergezogen
und drüben stand der klare Bundesbogen.

8.
Und eine Stimme kam zu mir geklungen,
so sanft und doch mit der Gewitter Ton,
"Blick auf, das ist das Kreuz woran gerungen
"Der Christ des Herrn, mit Wunden, Schmerz und Hohn
"Nicht achtet er's zu schwer als zu sterben.

9.
"Von Sünden war die Menschheit ganz versenkt,
"Der Bösen Trug umstrickt sie um und um,
"Da hat sein Leiden es zum Heil gelenket,
"ER stürzt den irdischen[?] Dienst vom Heidentum
"Das Kreuz bekam durch seinen Tod das Leben
"Und kan euch lenken und einst Früchte geben.

10.
"Doch jetzt an des allmächtigen Vaters Seite
"Sitzt sein geliebter eingeborner Sohn
"Der gute Hirte von der Lämmerweide
"Der alle einführt zu gnädigem Lohn
"Noch trägt sein zarter Leib die Zeichen
"des Todes, uns das Urteil zu erweichen.

11.
"Jetzt rede, Menschenkind, hat der gelitten
"Der Gottes liebstes Kleinod ist,
"und hat den Sieg für uns erlitten
"Trotz aller Macht und Hinterlist,
"Und du sündhafter Staub willst dich entziehen
"Und Gottes weiser Fügung gar entfliehen?

12.
"Auf folge dem in deinem Erdenwallen
"An dem nie kam die Miene einer Schuld
"Den Anspruch laßt auf Erdenglück entfallen
"Und glaube, liebe, hoffe in Geduld.
Die Stimme schwieg, die dies zu mir gesungen
In weiter Ferne war der Ton verklungen.

13.
Nun hört ich laut eine Posaune schallen
Sie rief den Toten aus dem Grab
des Todes Bindung schien von ihm zu fallen
Er stieg empor und streift das Grabtuch ab
Er strebt das Kreuz inbrünstig zu umfassen
Ich glaub an dich du tätst mich nicht verlassen.

14.
So rief er voller Liebe, als eine Blume
vom Kreuze losbrach, fiel und ruhen blieb
In einem Stern am Fuß vom Heiligtum
Und schnell entwickelt sich der zarte Trieb
Sie wuchsen schnell indem es sich gestaltet
Zum großen Stern der einen Kelch enthaltet.

15.
Und in dem Kelch stand lieblich schon ein Engel
Als wie eine Jungfrau keusch gekleidet da
Die Rechte hielt den schwanken Lilienstengel
Und liebevoll der Jüngling sie ansah
Ich bin, sprach sie, die reine Himmelsliebe
Und bin beschieden deinem keuschen Triebe.

16.
Nimmer erblickte ich in meinem Leben,
was solches jetzt vor meinem Blicke stand da.
Den Neuerstaandenen ergreift ein Leben,
da er sein stetes Traumbild vor sich sah,
das ihn schon früh in zarter Jugend Zeiten,
den schweren Weg des Lebens tat begleiten.

17.
Sanft tönt es jetzt wie Hauch, du bist gefunden,
Und alle deine Sünden löschet aus
mein Blut, für dich auch trag ich meine Wunden
Tritt ein zur Ruh in meines Vaters Haus.
Voll Ehrfurcht fiel ich auf mein Antlitz nieder
Und nie ersah ich diese Bilder wieder.

        Franz Pforr


Der Tod

Der Tod ist ein rüstiger Schnitter,
Er schneidet ohn' Ausruhn fürs Grab.
Den Knecht und den stattlichen Ritter,
mit gleichem Hieb mäht er sie ab.

Und liegen sie beide in der Erde,
So sind sie auch beide sich gleich,
Und warten geduldig aufs "Werde!"
Das sie ruft ins Himmlische Reich.

Was willst du Tod mit mir beginnen?
So rief ich einst gar furchtsam ihm zu.
"Einst", sprach er, "führ ich dich von hinnen,
"Mein Lieber, zur lieblichen Ruh.

"Nur fürchte dich nicht vor dem Schrecken,
"Wenn aufhört des Uhrensands Lauf,
"Der Herr wird dich wieder erwecken,
"Und dann stehst du herrlicher auf.

"Und alles was auch Phantasien
"Dir bilden[?] ist nicht leerer Traum.
"Dort wird es dir einmal verliehen
"Im herrlichen himmlischen Raum.

"Sei ruhig, und was auch der Jammer
"Für Anfälle noch auf dich tut
"In meiner still düsteren Kammer
"Von allem man friedlich ausruht.

So sprach er und ließ mir beim Scheiden
Den Frieden des Himmels zurück,
zur Stärkung in nagendem Leiden
Zeigt hell sich mir ferne ein Glück. (zeigt fern sich mir strahlend das Glück)

Dies lehrte der Tod mich so weiter
Zu sehen, ich dank es ihm sehr,
Jetzt bin ich so fröhlich und heiter
Sonst wars mir so drückend und schwer.

Auch ist, oh glaubt meinem Worte
Und scheut euch nicht ängstlich und feig,
Der Tod nur der Hüter der Pforte
Die einführt ins Himmlische Reich.

Und käm er im Sturm und Gewitter
Und forderte gräulich mich ab,
Ich kenn jetzt den rüstigen Schnitter,
Er führt mich ins friedliche Grab.


(Liebesklage)

  1. Was klagte meine Holde, als sie wähnte, ihr Bräutigam kehre nicht wieder?
  2. Sie ging zum geschwollenen Strom, im Eichwald brauste der Wind, Dunkel umgab die Erde, der Abend war schon da.
  3. Tränen flossen über ihre Wangen und die Hände hatte sie gefaltet. Was weint meine Liebe, welch ein Kummer belastet ihre Seele?
  4. Wo bist du mein Trauter, daß meine Stimme dich nicht mehr erreicht und mein Blick umsonst dich sucht. Auf der Zinne des Söllers stand ich und sah in die dunkle Nacht.
  5. Herbstlich stürmten die Winde, die Wolken zogen dahin; der Wind spielte mit den Wetterfahnen und mit den Schiefern des Turms.
  6. Ach nie sehe ich dich wieder, mein Trauter, mein Lieber, mein Bräutigam. Einsam stehe ich hier und sehe in die dunklen Berge. Liebst du mich noch, ach so eile, dich erwartet dein liebendes Mägdlein.
  7. Aber du hörst mich nicht, du schläfst den Schlaf, von dem hier kein Erwachen. In dem kühlen engen Bettlein unter der Erde ruhst du.
  8. Ach es regnet hinab auf dein Grab und der Wind wirft Blätter darüber. Die Nacht wird kommen und mein Geliebter ist tot.
  9. Er starb wie eine Lilie im Herbst, ein Engel nahm seine Seele hinweg. Tausendmal nannte er mich nah und dann schloß er sein Auge für immer. Ich will dir folgen. Komm holde Braut und führe sie zur ewigen Ruh, wo keine Trennung mehr ist.
  10. Einsam muß ich umkehren, traurig und still. Ich beschöre euch, laßt mir meine Klage und wehret nicht der Tränen um meinen Geliebten. Welch ein Kummer füllt ihre Seele und welch ein Gram verhüllt ihr Gesicht.
  11. Ich ging durch den Sturm der Nacht und durch den Nebel des Winters.


Home, Astronomie, Kunst, Pforr-Index, Literatur, Musik

Gestaltet von Béla Hassforther. Letzte Änderung: 03.08.2005
Adresse dieser Seite: http://www.bela1996.de/art/pforr/pforr-05.html