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Carl Gotthard Graß

Wer war Carl Gotthard Graß?

Geboren am 19.10.1767 in Serben (Livland), gestorben am 3.8.1814 in Rom.
1786-89 Studium der Theologie in Jena.
1790 Reise in die Schweiz, wo er seine Liebe zur Landschaftsmalerei entdeckt.
Rückkehr nach Livland, um eine Pfarre zu suchen, theologische Studien, Zeichenunterricht.
1796 Stelle als Landprediger in Sunzel. Aufgabe der Stelle und seines Berufes wegen Untreue seiner Braut, Aufenthalt in der Schweiz (Malerei und Poesie). In Zürich Bekanntschaft mit dem Landschaftsmaler Ludwig Heß, dann nach Chur als Gast der Familie v. Salis.
1801 einige Monate in Paris.
1803 nach Italien, enge Freundschaft mit dem Schriftsteller Philipp Joseph v. Rehfues.
1804 mit Rehfues, Karl Friedrich Schinkel und Johann Gottfried Steinmeyer nach Sizilien.
1805 Rückkehr nach Rom. Heiratet eine Italienerin.

Lektürenotizen aus "Sizilische Reise oder Auszüge aus dem Tagebuch eines Landschaftsmalers"

Fernleihe (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart)
Dok.nr.: @200408045, Signatur: <15>Hist.Ital.977-l:1$$<180> und
Dok.nr.: @200408046, Signatur: <15>Hist.Ital.977-l:2$$<180>

Zwei Bände (jeweils Stuttgart, 1815): Band 1) 244 S., 11 Abbildungen; Band 2) 435 S. 15 Abbildungen

Zueignung: an Herrn von Rechberg, Freiherrn und Comthur des Malteser-Ordens; Rom, April 1808.

Der erste Band beschreibt die Reise nach Sizilien mit Schinkel, Rehfues und Steinmeier sowie die gemeinsame Reise von Messina über den Ätna zur Südküste und von dort nach Palermo. Der zweite Band befaßt sich "mit der Alleinreise und mit Schilderungen aus dem Menschenleben".

Carl Gotthard Graß, Cefalù
Carl Gotthard Graß, "Cefalù und ländliche Szene", Blatt 22/23 des Sizilianischen Skizzenbuches, Goethe-Museum, Düsseldorf

Einleitung

Eine Reise nach Sizilien war zu Graß' Zeit noch eine Art Expedition, obwohl Sizilien im Rückblick betrachtet noch friedlich und unschuldig war, wie er schreibt (und die Sizilianer ganz explizit von den Kalabresen mit ihrem "wilden, blutgierigen Charakter" unterscheidet) - erst mit den Napoleonischen Kriegen sollte sich das ab etwa 1806 ändern. Man mußte schon eine gewisse Absicht mit einer Sizilienreise verfolgen, um die Entbehrungen und Gefahren auf sich zu nehmen. Ständig ist man mit den eigenen Ansprüchen und dem Vorwissen aus der Lektüre antiker Autoren einerseits und der herben und gefährlichen Realität andererseits konfrontiert. Auch für Graß war es ein langwieriger und schmerzhafter Prozeß, hier ein Gleichgewicht zu finden. In seiner Einleitung kommt Graß immer wieder auf solche Themen zurück.

Aus vielen Passagen von Graß spricht eine gewisse Enttäuschung über Sizilien als ganzes, über Sizilien speziell für Landschaftsmaler, über die Sizilianer selber, über das Elend der Menschen mitten in blühender Natur, über den allumfassenden Verfall und

Mehrfach warnt er vor überhöhten Erwartungen und mahnt, Für eine reine Sightseeing-Reise ist Sizilien nicht geeignet, man muß belesen sein und im Kopf vieles hinzudenken können: Deswegen der Rat von Graß:

Vor Graß waren natürlich schon andere Künstler nach Sizilien gegangen, Jacob Philipp Hackert beispielsweise, aber dieser war nicht in der Lage, das Spezifische von Sizilien wiederzugeben: Der Bericht im ersten Band ist seltsam nüchtern, kaum bekommt man mit, dass Graß zusammen mit Karl Friedrich Schinkel, Johann Gottfried Steinmeyer und Philipp Rehfues unterwegs ist. Auch sind im ersten Band nur äußerst selten Datumsangaben gemacht, so dass man kaum von einem Tagebuch sprechen kann. Es handelt sich tatsächlich um eine nüchterne Schilderung der gemeinsam bereisten Landstriche von Sizilien aus dem Blickwinkel eines Landschaftsmalers, verbunden mit Ratschlägen zur Reisevorbereitung, zur besten Reisezeit, der notwendigen inneren Einstellung usw. Beschreibungen, Charakterisierungen der Mitreisenden gibt es nicht. Nur am Ende der "Rom, Dezember 1807" unterschriebenen Einleitung findet man (immerhin) ihre Aufzählung: Wenn ich im folgenden Datumsangaben bringe, sind sie deswegen meist dem Tagebuch Schinkels entnommen.

Erster Abschnitt, Reise von Neapel bis Catania

Am 8.5.1804 Abfahrt aus Neapel, am folgenden Morgen ist der Stromboli zu sehen, mittags werden die Liparischen Inseln erreicht (S.35ff). Am nächsten Tag (10.5.1804) sind schon Sizilien und der schneebedeckte Ätna zu sehen. Am Abend des vierten Tages in der Meerenge von Messina, schwierige Passage wegen Strudel, letzte Nacht auf dem Schiff (laut Schinkel ist die Ankunft allerdings schon am Abend des 10.5.1804). Auf verschiedenen Spaziergängen erkundet Graß Messina und die Umgebung, beschreibt auch die einfachen und engen Behausungen in Messina: Nach vier Tagen wird weitergereist (also am 15.05.1804), und zwar der Meeresküste entlang (Capo d'Allo, Capo di San Alessio, Vorgebirge von Taormina (S.52)). Schon hier ist nichts malerisches auszumachen und die Wirtshäuser sind schlecht. Unterwegs wird ein "altes Schloss" passiert: "Die Mauern sind aus einer mittleren Zeit und haben keinen bestimmten Charakter. Sie sind zum Teil noch ziemlich hoch, obgleich sehr verfallen, und ein runder Turm mit einer stumpfen Spitze ragt aus ihnen hervor."(S.52). Auch müssen sie sich mit einigen Gepflogenheiten vertraut machen: Noch am Abend kommen sie in Taormina an, und der Ätna gewährt einen schönen Anblick. Die ganze Gegend von Taormina begeistert Graß: Und er weiß,

Carl Gotthard Graß, Taormina
Carl Gotthard Graß, "Taormina vom Meerufer gesehen", Abbildung 5 (Ausschnitt) aus Band 1

Natürlich wird schon am 16.05.1805 ein - leider gescheiterter - Versuch unternommen, den Ätna zu besteigen. Nach Giardino und Giarre (S.58) geht es sehr beschwerlich weiter: "Ein schrecklicher Weg, man mußte unaufhörlich absteigen, und es war ein Glück, dass keines der Rosse beschädigt wurde..."(S.61) Dann Ankunft bei der berühmten Kastanie, die wie üblich eine Enttäuschung bietet: "Jetzo sind alle anderen Kastanienbäume, die sich in dieser Gegend befinden, und von denen jeder ausgezeichnete seinen eigenen Namen führt, merkwürdiger."(S.61) Übernachtung in einem Stall von Petarra. Am Morgen steht Graß ganz früh auf und macht eine Zeichnung des Ätna (S.62). Sie kommen durch Nicolosio (Schinkel schreibt Nicoloso), jedenfalls Weiter geht es zum Ätna, über einen langen, Wüste gleichenden Sand- und Aschenboden. Nach einigen Stunden am Abend des 17.05.1804 Ankunft bei der berühmten Ziegenhöhle. Eine Enttäuschung? Aber ja: Immerhin, in der Ziegenhöhle gedachte Graß Dass Graß mit Johann Gottfried Seume bekannt war, ist nahezu unbekannt, er gilt immer nur als "Freund" von Schiller. Offenbar blieben die beiden in Kontakt, wie locker auch immer, sonst hätte Graß nichts von Seumes Übernachtung in der Ziegenhöhle gewußt, die gerade einmal zwei Jahre zuvor gewesen war. Seumes Eindruck von Sizilien deckt sich über weite Strecken mit der Beschreibung von Graß (wogegen es von Schinkel solcherlei Reiseanmerkungen gar nicht gibt), nur ist Seume weit radikaler, beschreibt auch klar und deutlich die Ursachen der furchtbaren Armut in Sizilien: Um Mitternacht wird in großer Dunkelheit aufgebrochen, nach drei Stunden wird der sogenannte Philosophenturm erreicht, aber dann müssen sie wegen der Kälte und dem Wind umkehren, ohne ganz oben gewesen zu sein (S.69). Während es sich bei Graß wie ein gescheitertes Unternehmen liest, macht Schinkel das beste daraus und freut sich am majestätischen Anblick der aufgehenden Sonne, dem Rundblick über Sizilien und die umgebenden Inseln. Als sie wieder durch Nicolosio kommen werden sie von einem Gastwirt aus Catania abgefangen, der sie auch gleich bis dorthin begleitet (S.70). Endlich geht es auch Grass gut, denn: Kurze Anmerkungen zu Catania (S.71), wo sie am Abend des 18.05.1804 angekommen sind. Wegen einer Hautkrankheit konnte Graß den Aufenthalt nicht genießen, machte aber kaum genesen mit Steinmeyer noch einmal einen Tagesausflug nach Taormina (S.72). Auf dieser Reise entstand zuerst der Wunsch in ihm, länger in Sizilien zu weilen (S.74). Nach acht Tagen (am 27.05.1804) wurde weitergereist, obwohl die Gefährten noch mit Catania zufrieden waren.

Kapitel: Reise von Katania nach Girgenti über Syrakus und das alte Enna [S.77]

Grass ist immer auch Menschenbeobachter und notiert sich sogar Begebenheiten, die er nur über Dritte erfährt, wie zum Beispiel die Geschichte von einem ausufernden kirchlichen Fest, bei dem es zu einem Streit zwischen zwei verschiedenen Gruppen aus zwei Orten mit fünf oder sechs Toten und 40 Verwundeten kam.(S.79)

Der schlechte Strassenzustand erstaunt immer wieder. Selbst zwischen den Hauptorten Catania und Syrakus gibt es "keine auf dem ganzen Wege kenntliche Spur einer Strasse"(S.81). Dazu kommen Belästigungen durch Menschen und Tiere, denn bei jeder Hirtenhütte lagert Vieh mit zehn bis zwölf gefährlichen Hunden und aggressiven Hirten. Und dann geht der Weg auch teilweise durch Wasser.(S.81ff)

Die Ankunft in der berühmten antiken Stadt Syrakus ist symptomatisch für die Enttäuschung, die man oft erlebt. Zitat:

"Der Anblick des heutigen Syrakus vernichtet alle Erwartungen, die man für die Gegend des alten Syrakus mit sich bringt. Man sieht einen Haufen Häuser zwischen die Polygone einer Festung zusammengedrängt, unfern von einer niedrigen Küste - an einer großen flachen Bucht gleichsam vor Anker liegen. Nichts ist da, was anziehend erschiene, oder an die alte Größe erinnerte. Einige fast unkenntlich gewordene Grabstellen und ein paar unbedeutende Säulen(...) Wie froh war ich, den Genuß dieses Tages nicht auf's Ziel der Reise verschoben zu haben! Denn nachdem man durch die acht Thore der Festung hindurch ist, steckt man wie in einem Kerker." (S.86f)

Bei dieser Meinung bleibt Grass, nur das Theater und die Latomien können gefallen.(S.92) Aber etwas zum Mäkeln findet man auf Schritt und tritt, denn nahe bei den Latomien ist ein Kapuzinerkloster...:

"Die Mönche dieses Klosters thaten sich auf ihre Kunst, Körper auszutrocknen, was zu gut, und zeigten uns mehrere Proben davon. Wenn diese Kapuzinerkunst die Züge verdienter Männer aufbewahrte oder aufbewahren könnte, so möchte man sich noch mit ihr anfreunden. So aber macht sie einen widrigen Eindruck, weil sie länger der Erde entzieht, was ihr mit Recht gehört."(S.93)

Und überhaupt: Die syrakusischen Katakoben sind viel niedriger als die neapolitanischen. keine zeichnet sich irgendwie aus.(S.94)

Allerdings gesteht Grass ein, dass er mit seiner kritischen Schilderung von Syrakus nur das "übertriebene" anderer Schilderungen zurechtrücken wollte (S.96), denn sein zweiter Aufenthalt in Syrakus dauerte fast einen Monat, und die Tage dort gehören zu den "unvergeßlichsten" [Superlativ ist von Graß], die er auf Sizilien hatte.(S.97)

Immer wieder erstaunt der Kontrast einer fruchtbaren Landschaft zu den elenden und darbenden Bewohnern:

"Auch an diesem Ort {Aunia], der doch von Getreidefeldern umgeben ist, schien die Armut zu Hause zu sein. Es erregt ein eignes Mitleids- ud Wehmutsgefühl, wenn unter den Gaben eines glücklichen Bodens so die Menschen darben und welken zu sehen, als läge ein Fluch auf ihnen. -" (S.106)

Das Innere Siziliens ist nicht so fruchtbar und dicht besiedelt, zum Beispiel die Gegend um Castrogiovanni und Calatanissa:

...die ganze Gegend leer an Gegenständen, die Interesse erwecken könnten..."(S.113) "Es ist eine schauerliche Öde. Kein Baum, kein Strauch, kein Ort ist zu sehen.(S.115) Auf dieser langen Strecke sahen wir keine Heerde und begegneten kinen Menschen.(S.116) Auf solchen Strecken "überwog die Mühe den Genuß". (S.118)

Fazit dieses Reiseabschnitts:

"Diese Reise und spätere, die ich in andere Teile des Inneren machte, haben mich überzeugt, daß das eigentliche Interesse der sizilischen Gegenden nur an der Küste oder in der Nähe derselben zu suchen ist."(S.119ff)

Kapitel: Reise von Girgenti nach Palermo über Selinunt, Trapani, Segeste [S.121]

Von Agrigent ist er begeistert:

"Sizilien wäre eine Reise wert, wenn es auch nichts anderes aufzuweisen hätte, als die Ruine des Concordientempes und die Gegend des alten Agrigents."(S.123)

Aus diesem Grund beschliesst er, sich einen persönlichen Festtag zu gönnen und einen Tag allein unter den Ruinen zu verbringen, "um in der beglückenden Stimmung des Gemüts mir die Erinnerung an meine sizilischen Freuden unauslöschlicher zu bewahren."(S.132)

Allerdings ist es am Tag seiner Feier so heiß, dass er nur mit Sonnenschirm die Mittagshitze überstehen kann. Er sucht den Dianatempel auf, danach seinen Liebling, den Concordiatempel. Unterwegs lernt er einen Landbesitzer kennen, der ein aufgehobenes Kloster zwischen Girgent und dem Tempel bewohnte (aufgehoben, weil die Mönche sich Mißbräuche erlaubt und ein sybaritisches Leben geführt hatten.(S.135) In diesem Kloster wohnte Huel (Jean-Pierre Houël), der vor Graß Sizilien bereiste und viele Landschaftsbilder erstellte. Vier Jahre war Huel auf der Insel, davon ein Jahr in Agrigent, "ein rechtschaffener, bei den Sizilianern beliebter Mann. Das Siziliansiche sprach er wie ein Eingeborener der Insel." Auch Graß hätte in diessem Kloster unterkommen können:

"Dort wohnte Huel, und mein Begleiter bot mir die gleiche Bequemlichkeit an, im Fall, daß ich länger da bleiben oder wiederkehren wollte."(S.135)

Kapitel: Reise von Girgenti nach Trapani [S.141]

Auf der Weiterreise von Girgenti nach Castellvetrano hören sie von Piratenüberfällen (und natürlich auch über das Versagen der Sizilianer). Das betroffene Dorf steht noch unter Schock:

"Befremdend war es uns, allgemeine Niedergeschlagenheit zu erblicken, und lautes Wehklagen von allen Seiten zu hören. Der Anblick war jammervoll. Weiber und Kinder rangend weinend die Hände, und standen verwaist in der Gasse, wie wenn ein Erdbeben ihre Wohnungen verschlungen hätte. Ein plötzlicher überfall von den Tuneses hatte in der vergangenen Nacht das ganze Dorf in Schrecken gesetzt, und zwölf starke Männer, die sie in ihren eigenen Wohnungen ergriffen, wurden von ihnen fortgeführt. - Die Leute gaben die Zahl der Türken, wie sie sie nannten, auf 200 an, und alles war geflohen. - ähnliche Fälle haben sich schon mehreremale in diesem Orte ereignet. Man klagte hier, wie an der ganzen Küste, über Mangel an Truppe, über Gleichgültigkeit der Regierung gegen das Elend des Volkes. Indessen liegt ein Teil der Schuld auch an Mangel der eignen Wachsamkeit. So haben die Räuber z.B. in Scaccia nie einen Überfall gewagt, und Siciliano wäre groß genug, um sich selbst zu verteidigen, aber es fehlt der Geist bei dem gesunkenen muthlos gewordenen Volke."(S.145ff)


Ab hier noch unbearbeitet

 

 

(147) Ankunft in Castellvetrano (ärmlich) (148) Exkursion zu den Tempeln des alten Selinunts sechs Miglien von Castellvetrano entfernt ...Malerisches bietet diese Gegend nicht dar. Gleichwohl wird es niemand bereuen, die Ausflucht zu den Tempelstellen gemacht zu haben. ...das imponierendste, das Sizilien vom Bau der Alten aufzuweisen hat, ... der größte Tempel, Jupiter Forensis 152 Tagesreise über Marsala nach Trapani "Wir waren eben so froh, Castellvetrano zu verlassen, als die Mönche, uns abreisen zu sehen." 154 "Nach und nach tritt der Eryx hervor, dessen Formen und Linien, obgleich in die Lnge gedehnt, dennoch die angenehmste Wirkung machen." 155 "Lange war uns nicht so wohl gewesen, als auf dieser Abendreise. Es war uns, als wären wir in eine neue Welt gekommen, oder als hätten wir die schönere Idee von Sizilien wiedergefunden." (von Marsala nach Trapani). 156 Trapani. Excursion in die umliegende Gegend. 158ff An der Südküste wird Grass oft für einen Engländer gehalten und deswegen willkommen geheien, weil sie die Einwohner dort eine Entlastung von den hohen Abgaben erwarten, denen keine Hilfe gegen die Seeräuber entspricht. Die Seeräuber sind eine allgegenwärtige Gefahr, teilweise werden die Gefangenen inn die Sklaverei verkauft, teilweise gegen sehr hohes Lösegeld wieder freigelassen: Das kann bei reichen Leuten fast deren ganze Habe umfassen. Am stärksten gefährdet sind die Korallenfischer (wußte gar nicht, dass es dort Korallen gibt). 159ff Ausflucht auf den Berg Eryx Der Berg heißt auch Monte die Trapani. Man kommt bequem in einer bis eineinhalb Stunden hoch. 162 ...wer auf den Eryx geht, thut wohl, ja keine gespannten Erwartungen mitzubringen (zuvor die Beurteilung der Gegend mit dem Auge eines Landschaftsmalers). 163 Tagesreise über Segeste nach Alcamo 165 Cerestempel bei Segeste: gehört unstreitig zu den interessantern Denkmälern, die aus der alten Zeit übrig geblieben sind. Als Bild macht dieser Tempel wenig Wirkung, da er, obwohl auf einem Hügel, doch von höheren Bergen umgeben ist, welche dei freiere Aussicht hemmen. 167f Letzte Tagesreise nach Palermo Auf der ganzen südlichen Küste, und vielleicht auf der ganzen Insel, gibt es keine Gegend, in welcher sich mehrere und mannigfaltigere Gegenstände zusammendrängten, als auf dem Wege von Alcamo nach Palermo. Diese Strecke ist einer eignen Lustreise werth, denn man sieht auf ihr beinahe alles vereinigt, was die Insel Reizendes und Große darbietet, und was ihrer atur dem eigenthümlichen Charakter giebt. ... keine von allen unseren tagesreisen hat mir mehr Vergnügen und ununterbrochenern Genuß gewährt, als diese. 173 In Monreale verweilten wir eine kleine Stunde, um den alten gothischen Turm zu sehen. (Und Schinkel hat ihn gezeichnet). Von Monreale bis Palermo ist gleicham ein Feenlands-Revier. Keine Gegend der Insel ist reicher an Gegenständen aller Art, und nirgends sieht man an Felsen und Gebirgen und auf dem ganzen Boden ein magischeres Kolorit verbreitet, als in dem Umkreise dieser Stadt. 173f Hierzu kommt, dass die Strasse von Monreale nach palermo eben so prachtvoll ist, als die Wege durch die Insel und an ihren Küsten elend waren. 175 Palermo. Allgemeine Ansicht von der Gegend umher. 177 Einzig, wie der Anblick von Taormina's Theater, wird mir die Erinnerung der Gegend von Palermo bleiben, und ich sage hier wie dort: Schöneres, Edlergroßes, Freundlichüberraschenderes sah ich nie; wenn gleich der Charakter beyder Gegenden von einander verschieden ist. 179 Die Stadt Palermo selbst mit ihrer nächsten Umgebung. 188 "Allein machte ich eine Fußwanderung auf den Monte Pellegrino... 188ff Dieser einsame Spaziergang bleibt mir unvergeßlich. Vieles bewegte meinen Geist - und das dunkle Sehnen, länger auf der insel zu bleiben, reifte zum Entschluß. - Ein mir immer werthes Abendgespräch mit dem Freunde, Herrn Rehfues, auf der Promenade oder dem Corso von Palermo, verknüpfte schöner unsre bisheigen sizilischen Freuden, und gab denen, denen ich entgegenging, eine schönere Bedeutung und einen höhern Werth. - 190 Rückblick 192 ...fühlbarer, wie niederschlagen, öde und traurig das Ganze aussieht. - Nur taormina und Palermo machen eine Ausnahme. - Diese beiden Orte müssen und werden zu jeder Zeit begeistern. ...wesentlich nothwendig, zu dieser Reise keine überspannte Vorstellungen zu bringen, sie in der glücklichsten Jahreszeit, in guter Gesellschaft und schnell zu machen. 195ff Dies ist Alles, was ich über die südliche Küstenreise dem Künstler zu sagen hatte. Malerischer ist die nördliche Seite der Insel, und sie hieß schon in den ältesten Zeiten die schöne Küste. - Ich habe mich in diesem Theil absichtlich bey manchem naturbeschreibenden Detail länger aufgehalten, um dort durch Vergleichung desto kürzer sprechen zu können. Da jene Reise aber überhaupt von dieser ganz verschieden war, so wird es auch die Form der Darstellung seyn, die ich bey Schilderung jenes mit längerem Aufenthalt an einzelnen Orten verbundenen Alleinwandelns wählen werde. In diesem Theil erzählte ich blos, wie ich durch den südlichen Theil reiste; in jenem möcht' ich schildern, wie ich mich in Sizilien empfand und wie ich dort lebte, um darin zugleich eine anschaulichere Idee von jenem Theil der Insel zu geben, und nicht zu sehr durch bloße Naturgemälde oder Bemerkungen über landschaftliche Gegenstände zu ermüden. (wie wahr!) 199 ff Über das Reisen in Sizilien (Das ist bisher mit das interessanteste Kapitel) Sicherheit Reisen auf Sizilien ist nicht so gefährlich, wie man manchmal hört. 201 Der Sizilianer ist "fahig zu allem Schlechten, aber er ist nicht determiniert dazu, wie der Calabrese und der Neapolitaner." Ursache ist die Trägheit der Insulaner. 202 "...die Sizilianer wollen wie Kinder behandelt sein, denenman nachdrücklich gebietet." 202 Bequemste Reisezeit Mitte Oktober bis Mitte November (oder Ende September bis Ende November) 206 Notizen zur Seefahrt nach Sizilien u.a. Grass empfiehlt mit dem Schiff nach Palermo: nicht nach Messina Unterkunft und Nahrung sind sehr günstig. 210 Über die Art, die Insel zu berreisen Mit Führer (Vetturin) und zu Pferd oder mit einem Maultier 212 Beschreibung, wie man handelseinig wird (einen Accord macht) 213 Es ist immer mehr Gewinn dabei, sich mit dem Billigen zu begnügen, als die Sache auf's Äußerste zu treiben. Eine Hauptregel sit, sich überall die guten Adressen zu verschaffen, ... 214 Man sollte sich vor der Reise mit der insel, der Sprache, mit der Reiseweise, mit der Geographie vertraut gemacht haben. 219 Zweyte Beylage Sizilische Distichen-Reise -> gefallen mir gar nicht 229 Sizilische Distichen-Reise Dem Andenken der nördlichen Küste Die Distichen gehen in gleicher Langeweile unter verschiedenen Überschriften weiter bis S.244 Band 2, Rom im Jahr 1808 und 1809 5 Der schon gefaßte Entschluß, länger auf der Isnsel zu bleiben, wurde durch den Anblick von Palermo bekräftigt. 9 Anfangs war es ihm allein auf Sizilien etwas unheimlich, aber er wußte, "daß der unbefangene und thätige mensch überall Theilnahme und Freunde findet." 11 die brennende Hitze macht auch emotional zu schaffen. 12 Wichtigste Vorsichtsmaßregeln für Graß: "Mäßigkeit und Reinlichkeit als die hauptsächlichen Verwahrungs- und Vorsichtsmittel". "So lang ich dem Meere näher wohnte, badete ich fast jeden Abend an der Küste. Bei zu weiter Entfernung vom Meer richtete ich eins meiner Zimmer zu einem Badezimmer ein..." Die Sizilianer treiben die Vernachlässigung dieses wichtigen Hilfsmittels der Gesundheit wo möglich noch weiter als die übrigen Italiener. 15 Genialische Menschen Das Interesse für ein Land, von dem man eine anschauliche Idee erhalten oder geben will, läßt sich nicht von dem Interesse für die Kenntnis seiner Bewohner, und besonders solcher Menschen trennen, durch welche die Vorstellung von dem, ws die Natur daselbst zu wirken vermag, erhöht wird. 15ff Von allen Palermitanern, die ich kannte, sind mir am denkürdigsten geblieben: der Astronom Pater Piazzi, der Dichter Meli, und ein mechanisches und mathematisches Genie, Padre Jerolomo genannt. 16 Piazzi's astronomische Verdienste und Werke bedürfen keiner Erwähnung. Er ist gegenwärtig den Jahren des höheren Alters nahe. Ich kannte in ihm den liebenswürdigsten Mnn. Das Treffende in jeder seiner Ansichten, so wie in seinem Witze machten seine Unterhatung ebenso angenehm, als sie durch seine vielfache und gründliche Kennnisse belehrend wurde. Wenig bedürfend lebte er ganz seiner Lieblingswissenschaft, und die Klarheit des Sternenhimmels schien sich von seinem Geiste nie zu trennen. 19 Dem Künstler ist nur da wohl, wo er genialische menschen findet, und von ihnen muß er lernen, den Geist seiner eigenen Natur zu fassen, - Schwierigkeiten zu überwinden, und durch sie den Charakter zu ergreifen, de dem wahren Künstler der angemessenste ist 23ff Ausflug mit zwei Fremden (Herrn v. Bülov und Herrn Gierlöv). Dabei werden sie von einer aufgebrachten Gruppe, die sie für Griechen hält, die Kinder rauben wollen, fast gesteinigt. 35 Abreise mit dem Schiff nach Lipari (es gab nur ein Schiff nach diesem Ort, das als Grund). auptziel war Brolo. "Ich ging dabei von dem Grundsatz aus: daß es besser sei, eine Gegend recht, als viele oberflächlich zu kennen; ..." Die Reisekasse enthielt damals gerade 17 oder 18 unzen (etwa 40 Thaler) ======================= Fortsetzung im Ringbuch ======================= 81 Am 7.8. erster Versuch, NICHT versteckt zu zeichnen, weil er sich in St. Stefano für "genugsam gekannt" hielt. Eine Menschenmenge sammelt sich um ihn. Mißtrauisch. 82 Er wird für einen jakobiner gehalten, Aurea wollte ihn schon abholen kommen. 83 Ein Fremder muß, wenn er in solchen Gegenden Freunde finden will, wenig Bedürfnisse haben und fremd zu bleiben wissen. 84 Reise nach St. Angelo di Brolo. Terra nuovo. (9.August). Über Caronia (eine der waldreichsten Gegenden Siziliens) 88 Von seinem rohen Begleiter bach Brolo wird Graß wegen dem Zeichnen für einen Zauberer gehalten. 89 Über Sankt Agatha 89 Terra nuova. Fortsetzung der Reise nach Brolo 90 Es gibt soviele Feigen, dass der Zentner getrocknete Feigen 3,5Thaler, höchstens aber 40 Carolin kostet. 90 Graß wird wegen dem Zeichnen für einen Narren gehalten. 91 Über Capo d'Orlando, von dort Aussicht gegen die Küste von Brolo. Städtchen Peraino, unter diesem Berge dann das Castell Brolo auf isoliertem Felsen. 92 Die Küste ist nun steiler. 93 "Das Wirtshaus in Brolo glich mehr einen Stall als einer Menschenbehausung. ... Ein haufen gemeiner Kerle umringte mich mit der gewöhnlichen Neugier,..." Graß muß weiter nach St. Angelo di Brolo, deswegen muß er sich ein frisches Pferd mieten. 95 Kommt dann auf steilem schwierigen Pfad zum Haus des Governatore Basileo Saporito. 96 Ich trat in eine zahlreiche Familie. ...die Menschen hatten doch menschliches Ansehen und eine gebildete Sprache., ... Graß kommt dann in einem Kloster unter, "ein gutes Bett und Einsamkeit". 97 Frühstück, Messe, Bekanntschaft mit dem Padre Giuseppe 98 Viele Visiten wegen der Ankunft von Graß, eines "Nordländers". 102 Nach dem Essen wieder viele Visiten, die langweilig werden, und weil niemand die Beweggründe von Graß versteht, sagt er irgendwann nur, dass er wegen eine "gestorbenen Geliebten" auf Sizilien ist. 103 Am dritten Morgen Exkursion in die Berge von St. Angelo 105/106 Verdacht, dass er einen Schatz graben will. 106 Gründe für die Armut: Abgaben für die Regierung, Last der Klöster, in St.Angelo zum Beispiel vier. 108ff Weiterer Grund bekommt er erzählt: das frühe Heiraten. Graß war bei einem Familienfest anwesen, bei dem ein 18jähriger zum drittenmal Vater wurde. Früher wäre nur selten vor dem 20.Jahr geheiratet worden, und es sei bei drei oder vier Kindern geblieben. Jetzt wüßten die leute nicht, wo sie mit den Kindern hin sollten. Teilweise bis zu 24 Kinder. Und die Mädchen wollen nichts von Klöstern wissen. 110ff Über den Seidenbau 112 Im Kastell zu Brolo hatte Graß seine beschwerlichsten und zugleich seine selisten Tage auf der Insel. 115 Dritter Abschnitt, Aufenthalt in dem alten Castell von Brolo an der Küste von Brolo. Vom 13.August bis zum 11.September. "Mein Leben in Brolo war aus dem Gleis des gewöhnlichen herausgetreten, und alles, was mir zu Theil wurde, war ein Geschenk des Zufalls. Abgetrennt von allen meinen bisherigen Verhältnissen, gehörte ich in höherem Sinne der Natur, und empfing im höchsten Bewußtsein das kindlichste Lebensgefühl. [116] Bedürfnislos schwelgte ich in dem berfluß des himmlischen Landes, und dem Ohngefähr überlassen leiteten mich gleichsam ein heiliger Instink und der Genius der Unbefangenheit glücklich durch alle Mühen und Fährlichkeiten hindurch. Am 13.8. verläßt Graß mit einem Empfehlungsbrief an den Governtore von Brolo den Ort (St.Angelo). Ihm war auch nicht mehr wohl dort, weil Zeichner und Zauberer praktisch Synonyme waren. 118 der Empfang beim Governatore (Jacinto) war zunächst sehr kühl. Immerhin erinnerte er sich noch an den Grafen Stollberg, und so kann Graß begründen, warum er auch das Kastell zu sehen wünsche. 119 Beschreibung des Kastell: alles verkommen, nur noch ein bewohnbarer Raum. 120 Graß' erster GEdanke beim betreten des Kastells: "Heilige Stille der Einsamkeit! hier stört dich niemand mehr" 120/121 Mittags bekommt er etwas Essen gebracht, auch eine Art Matraze und zwei Leintücher. 121 Suche nach verborgenen Stellen zum Zeichnen. 122 Unangenehme Nacht, starker Wind, lautes Meer 124 Wird beim Zeichnen überrascht, vertseckt die Zeichnung sofort. 125 Erste Exkursion in das Tal St.Angelo (16.August). Barto und seine Hütte. Lernt Barto, seinen treuesten und besten Führer kennen, einen Genuesen, der nach Brolo heiratete und dort Schuhmacher ist. 127 Während der ersten Exkursion auch Besuch bei Bartos Hütte, Bekanntschaft mit dessen Frau und zwei Kindern. 128 Barto litt unter Elephantiasis, von der es an der Nordküste einige Fälle schon gab. 129 "Keinen Abend unterließ ich's, zur gewöhnlichen Stunde zu dem Governatore zu gehn, ihm Bericht abzustatten, und ihn zu einem Zeugen meiner Thätigkeit und Zufriedenheit zu machen. 130 Jacinto sendet weiterhin jeden tag einen Fruchtkorb 131 Notturna (Nachtpartie aus einem benachbarten Dorf): viele Frauen und Männer und Geistliche kommen geritten, wie zu einem Picknick. 131/132 Die Männer (und Geistlichen) singen, es werden Melonen gegessen. 132/133 Vor der Rückreise Abendessen in einem nebenhaus von jacinto: "Die Geistlichen bekümmerten sich hier gar nicht um die Damen, sondern setzten sich zuerst, und oben an, und so waren sie auch beim Essen die Erstern. Die stillen bescheidenen Frauenzimmer schienen solches als hergebrachtes Recht ihnen einzuräumen, und ließen die Herren nach Belieben das Wort führen. Die ganze Fete dauerte bis gegn zwei Uhr. 133 Fortsetzung neuer Exkursionen 135 macht ein Bildnis von D. Pietro (sohn jacintos), welches gelingt. 136 Hauptsache war für Graß immer, dass die jacintos seine Tätigkeit sahen. Graß war inzwischen in seinem Castell ganz heimisch geworden: "Ich war da, als wär' ich nicht da". 137ff Sonntagsfest auf dem Berge zusammen mit Barto und seiner Familie.


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